Plötzlich auftretende Schwindelgefühle, deren Ursache man nicht kennt, bedürfen dringend der Untersuchung...
HNO Leistungen
Schwindeltherapie
Schwindel ist normal, zumindest in bestimmten Alltagssituationen – im Karussell, beim Lesen im Auto, im Fahrstuhl oder im Zug, immer dann, wenn die Sinne Sehen, Gleichgewicht und Tiefenwahrnehmung (auch „Körpergefühl“ genannt) nicht optimal zusammenarbeiten können. Sie senden unterschiedliche Reize ans Gehirn.
Lästig und extrem störend wird es, wenn Schwindelattacken plötzlich und ohne äußere Ursache auftreten: Es dreht sich alles, die Erde schwankt, der Boden gibt nach, und somit ist das Urvertrauen in die eigene Standfestigkeit dahin – Angst und Unsicherheit lähmen.
Schwindel ist kein einheitliches Krankheitsbild, sondern umfasst ein Sammelsurium von Empfindungen, Formen, Symptomen und handfesten Ursachen. Schwindel gehört zu den häufigsten Beschwerden.
Schwindel umfasst Störungen im Bereich der Wahrnehmung (und dies wird auch medizinisch „Schwindel“ genannt), der Blickstabilisation (Nystagmus), der Haltungsregulation (Fallneigung, Ataxie) und des vegetativen Nervensystems (Übelkeit).
Der Gleichgewichtssinn – auch „vestibulärer Sinn“ genannt – hält uns sozusagen gerade und ermöglicht die Orientierung im Raum. Hinter jedem Ohr befindet sich ein kleines, bogenförmiges Gebilde namens „Vestibularapparat“. Die drei Bogengänge (für die drei Richtungen im Raum) des Vestibularapparates sind mit einer Flüssigkeit gefüllt. In den Bogengängen befinden sich mehrere Tausend Sinneszellen mit feinen Härchen. Bewegt sich der Kopf, so bewegt sich auch die Flüssigkeit in den Bogengängen. Die feinen Härchen schwingen mit und geben ihre Informationen an die Sinneszellen weiter. Aufgabe des Gleichgewichtssinns ist es, Drehbewegungen von Kopf und Körper zu erfassen und zu verarbeiten. Außerdem können durch das Gleichgewichtsorgan auch Körperfunktionen, wie etwa der Blutdruck, beeinflusst werden. Zusätzlich helfen Sehen, Tiefenwahrnehmung, Körpergefühl sowie Tastsinn, uns gerade zu halten.
Die exakte Diagnose ist bei allen Schwindelformen sehr wichtig. Erst wenn Gespräch und klinische Untersuchungen keine eindeutige Diagnose zulassen, werden apparative Zusatzuntersuchungen nötig. Häufige Untersuchungen sind ENG und Videookulografie.
Der gutartiger Lagerungsschwindel tritt häufigsten auf. Diese Form des Schwindels wird verursacht durch die Ablösung kleiner Kristalle im Innenohr, die dann in einen Bogengang gelangen, wo sie sich bei Kopfbewegungen hin- und herbewegen und die Härchen im Bogengang reizen. Das Gehirn erhält dann die Meldung über eine körperliche Bewegung, die von den anderen Sinnen nicht gemeldet wird – das erzeugt den Drehschwindel.
Der gutartige Lagerungsschwindel lässt sich einfach behandeln – durch Kopflagerungsübungen, sogenannte „Befreiungsmanöver“. Dadurch sollen die Kristalle wieder aus dem Bogengang herausbefördert werden.
Der Gleichgewichtssturz
Bei der Neuropathia vestibularis (Neuropathie = Nervenleiden oder Nervenkrankheit / vestibularis = Gleichgewicht) handelt es sich um den plötzlichen einseitigen Ausfall eines Gleichgewichtsorganes oder Gleichgewichtsnerv oder der Gleichgewichtszentren im Hirn. Glücklicherweise heilt die Störung, in den meisten Fällen nach 2 bis 6 Wochen ab, Symptomfreiheit aber erst nach Monaten. für die Betroffenen ist es aber eine echte Katastrophe, vor allem in den ersten 3 bis 7 Tagen. Die Erkrankung wird auch als Neuronitis vestibularis oder Neuritis vestibularis bezeichnet, was nichts anderes als Entzündungen sind. Neuerdings auch als Akute Vestibulopathie bezeichnet.
Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch das plötzliche Auftreten von einem stark bewegungsabhängigem Drehschwindel (Karussellgefühl), die Intensität des Schwindelgefühls, wird durch die Lage und durch rasche Bewegungen verändert und ist verbunden mit Übelkeit, Vernichtungsgefühl, eventuellem Erbrechen und anderen vegetativen Symptomen wie nach dem Essen Schwitzen, sonst starkes Schwitzen, Schlaffheit, Müdigkeit, Benommenheit. Die Betroffenen haben das Gefühl auf die Seite zu kippen (Lateropulsion), Gangunsicherheit mit Fallneigung zur erkrankten Seite. Es tritt kein Hörverlust ein, es wird nicht über Tinnitus (Ohrgeräusche) geklagt.
Die genauen Ursachen dieser Erkrankung sind unklar, es werden infektbedingte Störungen und Schädigungen durch Viren diskutiert, aufgrund des vereinzelt epidemischen Auftretens gibt es Indizien für eine Virusinfektion (evtl. mit sekundär vaskulären Komponente?). Der Ort der Störung wird sowohl im Labyrinth selbst, im Bereich der Sinneszellen wie auch im Bereich der Gleichgewichtsnerven, im Stammhirn oder Gehirn vermutet. Neben lokalen Entzündungsveränderungen können auch Durchblutungsstörungen, eine toxische Schädigung oder ein Trauma zu dieser Erkrankung führen (z. B. Akustikusneurinom, Meningeome, Schwannom, herz oder gefässbedingte Durchblutungsstörungen, Ischämiescher Labyrinthschaden, Thrombosen, Embolien, Hirnblutungen, Gefässspasmen, Mikroembolien, Drogen, multiple Sklerose, Meningoenzephalitis, Polyneuritis, Meningitis, Herpes zoster varicella, Herpes zoster oticus, Borreliose, Frühsommer Meningo Enzephalitis (FSME), Lues, Listeriose, Toxoplasmose, Barotraumen) um hier möglichst alle Möglichkeiten zu erwähnen. Am ehesten können Herbes zoster, Borreliose, Mikroembolien und FSME zu diesem Syndrom führen.
Der Drehschwindel
Die Menière-Krankheit (Morbus Menière) ist durch ein Druckgefühl im Ohr, Drehschwindel mit Erbrechen und zunehmende Schwerhörigkeit des betroffenen Ohres charakterisiert. Die Erkrankung hat ihre Ursache in einer vermehrten Flüssigkeitsbildung im Innenohr und der dadurch bedingten Druckerhöhung.
Die Menière-Krankheit entsteht, wenn die Zellen im Innenohr zu viel Gewebeflüssigkeit produzieren. Die eigentliche, auslösende Ursache dieser Zellstörung ist bisher weitestgehend unbekannt. Man vermutet, dass verschiedene Auslöser wie Stress und seelische Belastungen, eine überschießende Reaktion des Immunsystems oder Kreislaufstörungen die Beeinflussung der Zellfunktion im Innenohr bedingen.
Durch die erhöhte Produktion von Gewebsflüssigkeit kommt es zu einer vermehrten Wasseransammlung. Dadurch steigt der Druck im Innenohr an. Durch den erhöhten Wasserdruck im Innenohr können schließlich Risse in dem Membranen des Innenohres auftreten. Dies geschieht plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung.
Die Krankheit äußert sich daher in Anfällen von plötzlich auftretendem Drehschwindel. Sie werden begleitet von Übelkeit bis zum Erbrechen. Die Anfälle können ohne erkennbaren Anlass plötzlich zu jeder Tages- und Nachtzeit unregelmäßigen Abständen auftreten. Sie dauern zwischen wenigen Minuten und einigen Stunden an. In manchen Fällen kann das Schwindelgefühl so stark ausgeprägt sein, dass der Betroffene nicht mehr in der Lage ist, von alleine aufrecht zu stehen. Zusätzlich wird ein immer wiederkehrender Hörverlust, Ohrensausen (Tinnitus) sowie ein Druckgefühl im betroffenen Ohr bei dieser Form der Innenohrerkrankung beobachtet.
Diagnose und Behandlung
Für die Diagnose Menière-Krankheit ist eine umfassende ärztliche Untersuchung notwendig. Hierzu zählen neben der Erfassung der ausführlichen Krankengeschichte des Betroffenen (Anamnese) unter anderem eine Überprüfung des Gleichgewichtssinnes, unterschiedliche Hörtests und die Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit.
Bisher gibt es leider keine Medikamente durch die das Auftreten von Anfällen im Zusammenhang mit dieser Erkrankung verhindern können. Daher erfolgt eine Behandlung der Symptome. Dazu werden Medikamente zur Linderung der Übelkeit und des Erbrechens (Antiemetika), die im Zusammenhang mit der Erkrankung auftreten, verordnet. Zusätzlich erfolgt die Verabreichung von Infusionslösungen, die durchblutungsfördernde Mitteln enthalten. Auch Glukokortikoide können sinnvoll sein.
Bei äußerst schweren Formen der Menière-Krankheit besteht die Möglichkeit, den Überdruck im Gleichgewichtsapparat operativ zu beheben. Dazu wird zum Beispiel das Innenohr und das Gleichgewichtsorgan mechanisch zerstört oder sogar der Gleichgewichtsnerv durchtrennt. Vor einem solchen Eingriff sollten jedoch die Risiken einer solchen Operation und die möglichen Verbesserungen des Krankheitsbildes sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.